3-Minuten-Kirche am 9.3.2022
„Bin ich meines Bruders Hüter?“ Diese Gegenfrage erwidert Kain auf die Frage Gottes, wo sein Bruder Abel sei. Kain weiß es eigentlich besser: Abel liegt tot auf dem Acker. Kain hatte ihn kurz zuvor erschlagen.
Die Geschichte von Kain und Abel ist kein Familiendrama aus vergangenen Zeiten sondern ein uralter Mythos, in dem es um eine bleibende Einsicht in das Leben geht: dass Menschen, die sich nahe stehen sollten, immer wieder übereinander herfallen und sich töten.
Dieses Drama wiederholt sich gerade in der Ukraine. Das große Russland fällt über seinen kleinen Bruder Ukraine her. Wie Kain versucht auch Putin mit einer schwachen Ausflucht die Schuld von sich zu weisen. Es sei kein Krieg, sondern ein „militärischer Sondereinsatz“.
Kains Versuch, sich durch sein rhetorisches Ablenkungsmanöver von seiner Tat zu distanzieren, bleibt erfolglos. Am Ende heißt es, Kain habe sein Leben fortan in Nod gefristet. Der Name dieses Landes bedeutet in etwa „Ruhelosigkeit“. Kain ist also kein Leben in Zufriedenheit und Seelenfrieden beschieden.
Mit diesem bewusst gewählten Ende der Geschichte deutet die Bibel an, dass die Stimme des Gewissens nicht auf Dauer mundtot zu kriegen ist. Ein Mord ruft den Widerspruch des Guten hervor; sei es im Gewissen des Einzelnen oder in der Gesellschaft als ganzer. Dass am Ende die Stimme des Guten, der Liebe und des Friedens lauter ist als die Stimme des Bösen, des Egoismus` und des Krieges ist meine Hoffnung in der gegenwärtigen Lage.
Möge möglichst bald in der russischen Gesellschaft, Politik und dem Militär der Widerspruch des Guten gegen das himmelschreiende Unrecht so laut werden, dass die Lügen und falschen Vorwände, die diesen Krieg am Laufen halten, verstummen - und mit ihnen die Waffen. Bis dahin ist unsere Politik und Gesellschaft gefordert das zu tun und in die Wege zu leiten, was nötig ist, um das Leid der Menschen in der Ukraine und auf der Flucht zu lindern.
Damit wir uns - im Gegensatz zu Kain - als Hüter unseres Bruders erweisen.
Ihr/Euer Pastor
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3-Minuten-Kirche am 23. Februar 2022
Unsere Tochter liebt im Moment Anker. Besonders dieser Anker in der Ferienwohnung an der Ostsee hatte es ihr angetan. Ein Anker ist in der Schifffahrt wichtig. Er sorgt dafür, dass das Schiff im Hafen am Platz bleibt und ruhig und sicher liegt. Nun kenne ich mich in der Seefahrt nicht gut genug aus, um sagen zu können, wozu er noch dient. Für mich ist der Anker aber ein wichtiges Symbol. Er steht für Halt und Sicherheit. Da wo die Stürme des Lebens mich durchschaukeln brauche ich einen Anker, der mich hält und nicht untergehen lässt. Das kann der Partner oder die Partnerin sein, Freund oder Freundin oder die Eltern. Manchmal ist das aber auch eine ganz fremde Person, eine Begegnung, ein Gespräch, das mir wieder Halt und Zuversicht gibt. Genauso ist mir mein Glaube ein Anker in schweren und unsicheren Zeiten, so wie jetzt. Draußen folgt ein Sturm auf den nächsten, die Pandemie wird unser Leben noch etwas länger begleiten und die Situation in der Ukraine stimmt auch nicht hoffnungsvoll. Frieden scheint in weiter Ferne zu sein. Dazu kommen viele kleine und große Tragödien im Leben vieler Menschen um mich herum. Sturm innen und außen. Wo ist da der Anker, der Halt, der Sicherheit gibt?
In einem neueren Kirchenlied wird das so beschrieben: „Es gibt bedingungslose Liebe, die alles trägt und nie vergeht, und unerschütterliche Hoffnung, die jeden Test der Zeit besteht. Es gibt ein Licht, das uns den Weg weist, auch wenn wir jetzt nicht alles sehn. Es gibt Gewissheit unsres Glaubens, auch wenn wir manches nicht verstehn. Es gibt Versöhnung selbst für Feinde und echten Frieden nach dem Streit, Vergebung für die schlimmsten Sünden, ein neuer Anfang jederzeit. Es gibt ein ewges Reich des Friedens. In unsrer Mitte lebt es schon: ein Stück vom Himmel hier auf Erden in Jesus Christus, Gottes Sohn. Er ist das Zentrum der Geschichte, er ist der Anker in der Zeit. Er ist der Ursprung allen Lebens und unser Ziel in Ewigkeit.“
Das Vertrauen in diesen Anker wünscht Pastorin
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- Gesundheit?
- Einen Sechser im Lotto?
- Das Ende der Pandemie?


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