

3-Minuten-Kirche am 20. September 2020
Heute wird in Deutschland der Weltkindertag gefeiert. Hätten Sie es gewusst? Dieser Tag ist 1954 von den Vereinten Nationen eingeführt worden, um auf die Rechte von Kindern aufmerksam zu machen und diese zu stärken. In Deutschland wurde dieser Tag lange Zeit wenig beachtet. 1989 feierte das Deutsche Kinderhilfswerk im Zuge der Unterzeichnung der Kinderrechtskonvention den Weltkindertag in Bonn mit einem großen Kinderfest. Seitdem bekommt der Weltkindertag bei uns auch politisch Aufmerksamkeit. Vor 20 Jahren z.B. gab es in Hannover ein Kinderfest zu diesem Anlass. Trotzdem bekommt dieser Tag nur recht wenig Aufmerksamkeit.
Ich finde es gut, dass wir immer wieder daran erinnert werden, dass auch Kinder Rechte haben. Gerade in diesem Jahr hat sich gezeigt, dass auch bei uns noch viel dafür getan werden muss, damit alle Kinder die gleichen Chancen haben, nicht nur im Bereich der Bildung. Auch Kinder sind „systemrelevant.“ Das wird von uns Erwachsenen oft vergessen.
Dabei hat uns schon Jesus darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig Kinder sind. Die Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas erzählen, dass einmal Eltern mit ihren Kindern zu Jesus kamen und die Jünger sie nicht zu ihm lassen wollten. Sie meinten, Jesus habe wichtigere Dinge zu tun, als sich um Kinder zu kümmern. Der hat ihnen dann gleich das Gegenteil bewiesen. Er hat sich für die Kinder Zeit genommen und sie gesegnet. Und seinen Jüngern hat er erklärt, dass sie die Kinder nicht daran hindern sollen zu ihm zu kommen. Wir sollen uns an den Kindern sogar ein Beispiel nehmen: „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ Wir dürfen uns auch als Erwachsene etwas bewahren von der kindlichen Freude, Neugier und Unbeschwertheit, die manchmal doch verloren geht. Kinderlachen macht die Welt etwas freundlicher und bunter. Damit bricht schon ein Stück vom Reich Gottes hier auf Erden an.
Einen fröhlichen Weltkindertag wünscht Ihnen Ihre Pastorin
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3-Minuten-Kirche am 13. September 2020
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt sie „eine der größten Gefahren des 21. Jahrhunderts“. Ob Sie’s glauben oder nicht: Es geht nicht um Corona, sondern... Stress! Studien deuten immer wieder darauf hin: Wir sind eine gestresste Gesellschaft. Fast neun von zehn Deutschen sind von ihrer Arbeit gestresst. Und das teilweise so stark, dass bereits Warnzeichen für ein Burn-out auftreten.
Ok, in wirklichen Gefahrensituationen ist Stress ja ganz nützlich. Das klassische Beispiel ist die Flucht vor dem Säbelzahntiger (wo auch immer jetzt noch einer sein mag). Aber in unserem Alltag ist Stress auf Dauer eher ungesund. Symptome können sein: Bauch- oder Kopfschmerzen, Schwindel oder Muskelverspannungen, Schlaflosigkeit, Angstzustände, Despression, Bluthochdruck...
Und wie die Symptome können auch die Gründe vielfältig sein: Hohe Anforderungen von Aufgaben (beruflich wie privat), ständige Erreichbarkeit, Digitalisierung, Termindruck, schlechte Verlässlichkeit, etc. Kann man sich dem Stress überhaupt noch entziehen?
Eine Studie ergab, dass Menschen Stress durch Dankbarkeit viel besser bewältigen können. Aber wie schafft man das? Therapie? Yoga? Pillen?
Ich musste etwas schmunzeln: Fürstbischof Franz von Sales (1567 – 1622) scheint sich auch mit Stress herumgeschlagen zu haben. Er schrieb einmal: „Täglich eine halbe Stunde auf Gott zu horchen ist wichtig, außer wenn man sehr viel zu tun hat. Dann ist eine ganze Stunde nötig.“
In diesem Sinne: Gratulation! Sie machen es genau richtig! Denn Sie nehmen sich in diesem Moment die Zeit das hier zu lesen. Das ist bereits Schritt eins. Schritt zwei besteht nun aus einer Hausaufgabe: Tun sie sich doch heute Abend mal etwas Gutes, denken Sie über den heutigen Tag nach und versuchen sie drei Dinge zu finden, für die Sie Gott im Gebet danken können.
Wo das aber allzu schwer fällt, nutzen Sie die Möglichkeit sich bei Gott zu beschweren, denn: „Alle eure Sorgen werfet auf ihn“ (1. Petr 5,7).
Herzliche Grüße,
Ihr Vikar Jan Edelstein
Das Bild ist lizenzfrei und entnommen von: https://pixabay.com/de/illustrations/mann-mitarbeiter-b%C3%BCro-manager-gute-4090877/
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3-Minuten-Kirche am 16. September 2020
Ich war neulich übers Wochenende in Münster. Zusammen mit der Familie wollte ich mal wieder meine alte Heimat besuchen, denn ich habe in Münster studiert. Seit ich Münster 2011 verlassen habe, bin ich erst ein einziges Mal wieder dort gewesen. Und so wollte ich jetzt vor allem jene Ecken der Stadt besuchen, die für mich Erinnerungswert haben; meine alten Wohnungen, die Universität oder die Strecke, wo ich früher so oft joggen war.
Natürlich hat sich in der selbsternannten Fahrradhauptstadt seit damals einiges getan; das Studentenwohnheim, in dem ich 4 Jahre lang gewohnt habe, wurde mittlerweile abgerissen und komplett neu aufgebaut - oder der Supermarkt, wo ich regelmäßig einkaufen ging, ist auch nicht wieder zu erkennen gewesen. Doch das Meiste sieht schon noch so aus, wie vor 10 Jahren - auch wenn mir manches neu vorkam. Es war schon ein bisschen verrückt; nach so vielen Jahren habe ich meine alte Heimat z.T. mit ganz neuen Augen gesehen. Manches ist mir erst jetzt aufgefallen. Z.B. dass es einen Spielplatz in dem Park gab, in dessen Nähe wir wohnten oder dass die Häuser in unserer die Straße weiter oben genau so aussahen wie das, in dem wir wohnten… Der Besuch in Münster hat mir wieder einmal gezeigt, wie leicht Dinge übersehen werden, die wir für alltäglich erachten und wie wenig man mitunter auf das achtet, was man für selbstverständlich hält. Deshalb glaube ich auch, dass uns ein frischer und offener, ja neugieriger Blick auf unser Leben immer wieder gut tun kann.
Bei all den großen oder kleinen Sorgen, die wir haben mögen, kommen wir doch nicht umhin, festzustellen, wie gut es uns im weltweiten Vergleich hier in Deutschland geht. Wie viele Menschen würden gerne mit uns tauschen!? Weil wir Menschen Gewohnheitstiere sind und deshalb oft das Gute und Dankenswerte an den selbstverständlichen Dingen in unserem Leben übersehen, sollten wir uns selbst dazu aufrufen, unser Leben immer wieder neu zu betrachten - um so aufs Neue das Gute darin zu erkennen und wertzuschätzen. Der Philosoph Sir Francis Bacon formuliert wie ich finde zu recht: „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind“
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen immer wieder neuen und neugierigen Blick auf unser Leben.
Ihr/ euer Pastor:
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3-Minuten-Kirche am 9. September 2020
Foto: Th. Müller
Warum machst Du denn da mit?
fragt eine Psychotherapeutin und Konfliktforscherin im persönlichen Gespräch die Freunde und Bekannten, von denen Sie weiß oder ahnt, dass sie bei der Aktion „Querdenken“ aktiv oder sympathisierend dabei sind (also der Gruppe, die gegen die staatlichen Coronamaßnahmen protestiert). Es geht hier nicht um die rechtsgerichteten Gruppen, die diese Bewegung für ihre Zwecke instrumentalisieren wollen. Es geht um die, die mit den Rechten nichts zu tun haben wollen, aber zu der Bewegung stehen. Warum machst Du da mit? Obwohl andere versuchen euch zu benutzen, obwohl die Begründung für die Proteste (Ablehnung der Hygienemaßnahmen, Abwehr einer vermeintlichen Dikatur) - vernünftig bedacht - oft wenig plausibel erscheint.
Eine Diskussion über die Fakten - so die Konfliktforscherin - hilft meist nicht weiter. Da steht Meinung gegen Meinung, Wahrheit gegen alternative Wirklichkeit. Was hilft ist, sich im zugewandten persönlichen Gespräch auszutauschen: Warum machst Du da mit?
Und dann, so ihre Erfahrung, kommen da zumeist die Ängste im persönlichen Leben des/r anderen zur Sprache. Verständliche Ängste, wie die um die wirtschaftliche Existenz, die vor dem Eingesperrtsein, der Einsamkeit, dem sich mit seinen Problemen allein gelassen fühlen unter den Covid 19-bedingten Einschränkungen. Tja, und dann sind sie einander auf einmal ganz nahe, die Anhänger von „Querdenken“ und die genau gegenüber, die vehement gegen jede Lockerung sind. Beide treibt verständliche Angst um. Angst aber macht das rationale Nach-denken und Abwägen schwer auf beiden Seiten. Die Angst ist nachvollziehbar, insbesondere bei Menschen, die von den getroffenen Maßnahmen oder der Bedrohung durch die Krankheit besonders betroffen sind. So gesehen sind die, die jede Lockerung angstvoll ablehnen und die, die sich aus persönlichen Ängsten bei Querdenken engagieren im Tiefsten sehr nahe. Beide treiben nachvollziehbare Ängste um.
Schwierig wird es aber immer dann, wenn Angst panische Züge bekommt. Dann hat die Vernunft kaum noch Chancen. Die aber brauchen wir derzeit besonders, um gut abzuwägen zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten. Nun kann man sich selbst gegen panische Furcht nur sehr schwer wehren. Es braucht eine Gegenkraft. Hilfreich ist es einen Anker zu haben, an dem wir uns festmachen, - halten können, wenn die Wogen der Angst uns umtreiben. Christen bekennen: Wir haben diesen Anker in Gott gefunden: Wir haben unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt, welcher ist der Heiland aller Menschen, besonders der Gläubigen- also derer, die im Vertrauen auf diesen lebendigen Gott verankert sind und so seine Kraft erfahren-. (1. Tim. 4,10)
Ich wünsche mir und Ihnen, dass dieser Glaube an den Gott, der Heil und Leben will, uns durch alles hindurch hält und trägt und uns verständig und einander verstehend handeln und reden lässt.
Ihr Pastor
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