3-Minuten-Kirche am 07.06.2020

Es ist Pfingstsonntag - Ich sitze auf einer Bank an einem Feldrand auf Fehmarn. Hier verbringe ich gerade meinen Urlaub und sitze an der 3-Minuten-Kirche für den 7. Juni.
Wer nach Fehmarn will, muss die berühmte Fehmarn-Sund-Brücke überqueren. Die Brücke verbindet die Insel mit dem Festland. So jedenfalls sieht es auf den ersten Blick - oberflächlich betrachtet - aus.
Doch genau genommen ist die Brücke nicht die einzige Verbindung zwischen der Insel und dem Festland. Denn unterhalb der Wasseroberfläche sind beide natürlich immer noch verbunden. Ein Taucher könnte auf dem Grund der Ostsee theoretisch zu Fuß vom Festland nach Fehmarn „gehen“.
Ich finde, dieses Bild von einer kleinen, scheinbar abgetrennten Insel und dem großen weiten Festland ist ein passendes Bild für unsere Beziehung zu Gott: Was auf den ersten Blick getrennt und ohne direkte Beziehung zu sein scheint, ist in der Tiefe untrennbar miteinander verbunden.
Das ist für mich jedenfalls die Erfahrung, um die es an Pfingsten geht: Die Erfahrung, dass wir Menschen mit Gott durch seinen heiligen Geist verbunden sind. Und auch schon die Schöpfungsgeschichte spricht ja davon, dass dem Menschen der Geist Gottes gegeben ist. Ob nun also im Alten oder im Neuen Testament, spricht die Bibel davon, dass wir Menschen etwas in uns tragen, das uns mit Gott verbindet.
Diese Verbindung mag so verborgen scheinen wie der Meeresgrund unter der Wasseroberfläche - aber sie ist doch immer da; fest, unverbrüchlich und viel tragfähiger als jede von Menschen gebaute Brücke.
Deshalb ist der Geist Gottes das beste Fundament, auf das wir unser Leben gründen können. Schließlich kommt mit dem Geist Gottes auch sein Friede in unser Leben, sodass die Stürme und die hoch schlagenden Wellen an der Oberfläche ihre zerstörerische Kraft verlieren - In der Tiefe ist von diesem Treiben an der Oberfläche nichts zu spüren.
Festen Stand im Leben finden wir nicht an der Oberflächlichkeit des Lebens - sondern in der Tiefe, in unserem Herzen, wo Gott als heiliger Geist gegenwärtig ist. Denn „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.“ (Röm. 5,5b)
Ihr Pastor
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3-Minuten-Kirche am 31.05.2020

Liebe Mitchristen!
Pfingsten müsste man eigentlich zu einem Fest der Natur ummünzen. Seit Jahren fahren viele über das Pfingstwochenende weg, wandern, radeln, genießen die Natur, die jetzt im Frühsommer ja auch wirklich am Schönsten ist. Gut wäre diese Veränderung zu einem Fest der Natur auch, weil wir im Zeichen der schon spürbaren Klimakrise gut daran täten, unser Verhältnis zur Natur, unser Verhalten ihr gegenüber bewusster wahrzunehmen und zu gestalten.
Wir haben hier im Alten Pfarrgarten in Salzhemmendorf richtig Natur um uns. Vögel in Scharen in den Bäumen, auf der Wiese, am Teich in den zahlreichen Bäumen und Sträuchern. Da geht uns regelmäßig das Herz auf. Aber als ich gestern zum Gießen um das Haus ging, lag dort ein fast ausgewachsener Jungvogel tot auf dem Weg – wohl aus dem Nest gefallen oder gedrängt. Und gestern Abend ertönte lautes „Gehäcker“ und waren aggressive Flugattaken eines Starenpaares zu beobachten, das versuchte, sein Nest gegen ein Elsternpaar zu verteidigen. Nein, Natur ist nicht nur romantisch und schön. Sie ist auch hart und traurig. Sie ist nicht das Paradies. Wer die Natur schön färbt, kann das nur, weil er sich in seinen beheizten Häusern und durch die Künste der Medizin soweit als möglich von ihr abgeschottet hat. Auch Corona gehört zur Natur und wir merken gerade, wie es ist, wenn die Abschottungstrategie nicht funktioniert.
Manche sagen, ich finde meinen Gott in der Natur. Das kann ich nicht, da ist mir neben so viel Schönem viel zu viel Leid und Tod. Da halte ich es mehr mit Paulus, der im Römerbrief schreibt: Denn alles Geschaffene wartet sehnsüchtig (mit uns)…Denn es ist der Sinnlosigkeit ausgeliefert, versklavt an die Vergänglichkeit. Gott gab aber seinen Geschöpfen die Hoffnung, dass auch sie eines Tages von der Versklavung an die Vergänglichkeit befreit werden und teilhaben an der unvergänglichen Herrlichkeit, die Gott seinen Kindern schenkt.
Von Herzen freue ich mich an der Schöpfung an den Mitgeschöpfen, den Pflanzen und Vögeln und weiß mich als Teil von ihr. Man muss die Natur nicht vergöttern um sie zu schützen. Retten können und brauchen wir sie nicht. Aber wertschätzend, pfleglich, schonend und fürsorglich mit unseren Mitgeschöpfen umgehen, das können und sollten wir, letztlich um unserer selbst willen. So ist es gut die Natur, die Schöpfung zu genießen in diesen Tagen. Sie hat teil an dem Leben und der Fülle, die Gott schenkt. Und zugleich doch auch zu wissen, sie ist nicht die heile Welt. Sondern sie leidet mit uns und oft viel mehr noch als wir an der Vergänglichkeit, am Vergehen. Und sie wartet mit uns - als Geschöpfe - geschwisterlich verbunden auf das Leben, die Herrlichkeit, die Gott schenken wird. Und der Geist Gottes, den wir zu Pfingsten feiern, ist jetzt schon machtvolles Unterpfand der Herrlichkeit Gottes, der neuen Welt auf die wir alle gemeinsam hin leben.
Frohe Pfingsten, Ihr Pastor
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