3-Minuten-Kirche am 23. August

Mal so `ne Frage nebenher: Was würden Sie in diesem Moment an sich selbst, oder Ihrem Leben ändern? Eine neue Frisur? Oder mal was ganz ausgefallenes essen? (Insekten sollen ja total im Kommen sein.) Den aktuellen Job hinschmeißen und was ganz anderes machen?
Ich bin neulich über einen Vers in der Bibel aus dem Buch Rut gestoßen (probieren Sie’s mal; sind nur vier Kapitel). In dieser Geschichte geht es um Noomi, eine Israelitin, die mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in ein fremdes Land zieht. Eigentlich leben sie dort ganz passabel und die Söhne heiraten nicht-israelitische Frauen. Könnte alles ganz nett sein. Doch dann sterben Noomis Mann sowie ihre beiden Söhne. Sie hat also nichts und niemanden mehr und ist dazu auch noch in einem fremden Land. Da kommt Rut, ihre Schwiegertochter, zu ihr, weil sie Noomi in ihrer schweren Zeit helfen will, und sagt: „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ (Rut 1, 16)
Wahnsinn! Rut ist dazu bereit ein ganz anderes Leben zu führen, weil sie ihrer schwergebeutelten Schwiegermutter helfen will. Sie ist bereit ihre Heimat zu verlassen; an irgendeinen völlig fremden Ort zu ziehen und sich ganz auf diesen (für sie neuen) Gott zu einzulassen.
Anderes Thema: Ich blicke auf den >>Neustart<< nach den Ferien: Viele kommen aus dem Urlaub wieder, die Schulen sollen öffnen. Aber die Infektionszahlen sind bereits schon jetzt gestiegen. Mögen wir von einer zweiten Welle verschont bleiben! Doch dafür müssen wir bereit sein, etwas in und an unserem alltäglichen Leben zu ändern.
Ich denke nun wieder an Rut: Puh…! Wir brauchen (zum Glück!) nicht unsere Heimat verlassen, oder uns in eine neue Kultur einzuleben. Aber trotzdem inspiriert mich diese 2500 Jahre alte Geschichte. Ich würde mir von Rut gern etwas abgucken: Bereit dafür zu sein, mein Leben soweit zu ändern in diesen Zeiten, damit ich anderen helfen kann.
Herzlich grüßt Ihr Vikar Jan Edelstein
3-Minuten-Kirche am 19. August 2020

Fake News – mit diesem Begriff lässt sich energisch ausdrücken, was man von einer Information hält. Nicht erst seit Corona gibt es viele Verschwörungstheorien, schwirrt gefährliches Halbwissen durch die Medien, werden Verdächtigungen laut, wer von dieser Krise profitieren würde.
Fake News eben, die oftmals bewusst eingesetzt werden, um Meinungen zu manipulieren, Interessen durchzusetzen, Stimmung zu machen. Lüge von Wahrheit zu unterscheiden ist nicht leicht. Erst recht nicht, wenn die Diskussion um richtig oder falsch in aufgeheiztem Klima geführt wird.
Am Ende bleiben Misstrauen, Unsicherheit und Vorbehalte. Wem kann ich überhaupt noch trauen. Was ist vertrauenswürdig? Worauf kann ich mich verlassen? Was kann ich glauben?
Fake News sind kein neues Phänomen. Die Thessalonicher waren eine Gemeinde in Griechenland. Sie glaubten Falschmeldungen und verfielen daraufhin in Mutlosigkeit. Sie fühlten sich von Gott vergessen. Der Apostel Paulus schrieb ihnen deshalb einen Brief und rief sie auf: „Lasst euch nicht vorschnell aus der Fassung bringen oder in Schrecken versetzen durch (...) Irgendeine Äußerung oder sogar ein Brief, der angeblich von uns kommt. Lasst euch durch nichts und niemand täuschen.“
So steht es im zweiten Brief des Apostel Paulus an die Thessalonicher, in dem auch der heutige Losungstext steht. „Gott hat euch berufen durch unser Evangelium, damit ihr die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus erlangt.“ (2. Tess. 2, 14)
Ich lese diesen Satz wie eine Art Durchhalteparole: Erinnert Euch! Haltet daran fest! Ihr seid berufen! Fallt nicht auf die Falschmeldungen und die Gerüchte herein. Auch wenn es schwerfällt. Haltet am Glauben fest!
Das hilft mir auch in der derzeitigen Ungewissheit. Auch ich lasse mir von Paulus zurufen: Bleib standhaft! Glaube nicht jeder sensationellen Nachricht! Und das Wichtigste: Du bist berufen! Du bist festgehalten. Gott will das gute Leben für dich – was auch kommen mag.
Darauf vertraue, das glaube ich.
Ihre und eure Diakonin 

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3-Minuten-Kirche am 16. August 2020

Es war einmal ein Ehepaar, das einen 12jährigen Sohn und einen Esel hatte. Sie beschlossen, die Welt kennen zu lernen. Im ersten Dorf hörten sie, wie die Leute redeten: „Seht Euch den verzogenen Bengel an! Er sitzt auf dem Esel und seine armen Eltern müssen laufen.“ Also sagte die Frau zu ihrem Mann: „Die Leute sollen nicht schlecht über unseren Sohn reden." Also holte der Mann den Jungen vom Esel und setzte sich selbst darauf.
Im zweiten Dorf hörten sie die Leute sagen: „Seht Euch diesen Pascha an! Frau und Kind müssen laufen, während er sich vom Esel tragen lässt."
Also stieg die Mutter auf den Esel und Vater und Sohn gingen nebenher. Im dritten Dorf hörten sie die Leute sagen: „Armer Mann! Obwohl er den ganzen Tag hart gearbeitet hat, lässt er seine Frau auf dem Esel reiten.“
Also setzten sie ihre Reise zu dritt auf dem Esel fort. Im nächsten Dorf sagten die Leute: „Schaut euch an, wie die den armen Esel quälen. Am Ende brechen sie ihm noch den Rücken!"
Also beschlossen sie, alle drei neben dem Esel herzugehen. Im nächsten Dorf hörten sie dann, wie die Leute hinter ihrem Rücken redeten: „Schaut euch die drei Idioten an. Obwohl sie einen Esel haben, der sie tragen könnte, gehen sie zu Fuß!“
Als ich die Geschichte las, musste ich zuerst schmunzeln - doch so richtig zum Lachen ist sie ja auch nicht, denn sie macht deutlich, dass Menschen immer wieder dazu neigen, über Andere zu urteilen.
Die Geschichte will darauf hinweisen, dass Menschen oft ihrem ersten Eindruck vertrauen. Die eigentlichen Hintergründe und die Erfahrungen, die der Andere gemacht hat und die ihn zu diesem Handeln bringt, werden überhaupt nicht in den Blick genommen.
Dabei lassen unsere eigenen Vorurteile uns voreingenommen sein und färben so immer das Urteil, das wir über Andere fällen. Und die Geschichte zeigt, wie leicht wir damit falsch liegen.
Deswegen ruft wohl auch Jesus die Leute auf, nicht über Andere zu urteilen und zu richten:„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. (…) Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders und nimmst nicht den Balken in deinem Auge wahr?“ (Mth 7,1f.)
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und euch einen unvoreingenommenen Blick!
Ihr und euer Pastor 

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3-Minuten Kirche am 12. August

Was für ein Sommer. Wie gefällt er Ihnen und euch? Was ist aus Ihren und euren Plänen geworden? Wurden sie über den Haufen geworfen? Oder neu geschmiedet und in die Tat umgesetzt?
Ich wäre jetzt gerade eigentlich auf Kinderfreizeit. Unter dem Motto „Welt der Wunder“ wollte ich eine Woche mit Kindern und ehrenamtlichen Jugendlichen im Heideheim sein, nach Wundern Ausschau halten und wundervolle Tage erleben.
Das war leider in diesem Jahr nicht möglich. Stattdessen entdecke ich nun daheim und im Alltag Wunder. Neulich habe ich zum Beispiel ein Indianerdorf entdeckt, gar nicht weit von meinem Zuhause. Bei einem Spaziergang kam ich dran vorbei und erinnerte mich an die unzähligen Tipis und Hütten, die ich als Kind mit Freunden im Wald gebaut hatte. Abenteuer und verrückte Geschichten haben wir da gespielt und wundervolle Stunden erlebt.
Ja, meine Sommerpläne wurden durchkreuzt und Erlebnisse, auf die ich mich sehr gefreut hatte, muss ich bitter missen. Doch stattdessen begegnet mir anderes Schönes, werde ich mit Unerwartetem beschenkt.
Der Prophet Elia fällt mir ein. Enttäuscht und traurig zog der sich einmal in eine Höhle zurück. Als er auf Gottes Geheiß die Höhle wieder verließ, erlebte er drei heftige Naturereignisse: Ein Sturm, ein Erdbeben und ein Feuer brausten an ihm vorüber. Doch danach vernahm er ein stilles sanftes Sausen und spürte: Hier ist Gott! (1. Könige, Kapitel 19)
Während ich also auf meinen persönlichen großen Sturm im Sommer gehofft hatte, finde ich ihn nun in den kleinen Dingen, im leisen Windhauch, in den alltäglichen wundervollen Begegnungen, Erinnerungen und Erlebnissen.
„Es gibt kein Wunder für den, der sich nicht wundern kann“, sagte die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Ich wünsche Ihnen und euch offene Herzen und Sinne, um den leisen Windhauch zu spüren und auch in diesem so anderen Sommer wundervolle Momente zu erkennen und zu genießen!
Ihre Diakonin 

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3-Minuten-Kirche am 9. August 2020

Waren Sie in diesem Sommer schon im Urlaub? Oder steht er noch bevor? Vielleicht bleiben Sie in diesem Jahr auch lieber zu Hause. Wer wegfährt muss Koffer packen. Da will es gut überlegt sein, was alles hinein kommt. Gerade wenn nur begrenzt Platz im Auto, Zug oder Flugzeug ist, muss das gut überlegt sein. Was brauche ich wirklich? Was ist wichtig? Was kann zu Hause bleiben und ist nur unnötiger Ballast? Es gibt Menschen, die das ganz leicht entscheiden können und andere, denen das wiederum sehr schwer fällt.
Ich finde es jedes Mal wieder eine Herausforderung zu überlegen, was unbedingt nötig ist. Andererseits ist das aber – nicht nur beim Koffer packen – eine ganz gute Übung, sich im Leben immer mal wieder zu fragen oder vor Augen zu führen, was eigentlich wirklich wichtig ist, was ich wirklich brauche. In der Fülle der Dinge, die wir besitzen, der Fülle der Informationen, die täglich auf uns einströmen oder der Fülle der Termine, die auf uns warten, ist es oft nicht so einfach, den Blick für das Wesentliche zu behalten.
Da ist es manchmal ganz gut, innerlich den Koffer zu packen und zu überlegen: was brauche ich jetzt? Was ist gerade dran und wichtig? Dann kann ich mich wieder neu sortieren und unnötigen Ballast abwerfen, den ich mit mir herumtrage. Es macht mir aber auch deutlich, dass ich mehr zum Leben habe als ich brauche. Das ist nicht selbstverständlich und ich bin dankbar dafür. Denn ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die nicht das Nötigste zum Leben haben.
Innerlich meinen Koffer zu packen, mich zu sortieren und Ballast abzuwerfen, heißt für mich auch, loszuwerden, was mich beschäftigt und Energie verbraucht, die anderswo nötiger ist. Wie das gehen kann?
Im 1. Petrusbrief ist das anschaulich beschrieben: „All eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ Bei Gott kann ich all das lassen, was mir zuviel wird, was mich belastet und mir das Leben schwer macht. Dann wird der Koffer des Lebens wieder leichter.
In diesem Sinne: fröhliches Koffer packen!
Ihre Pastorin 

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