3-Minuten-Kirche am 9. September 2020
Foto: Th. Müller
Warum machst Du denn da mit?
fragt eine Psychotherapeutin und Konfliktforscherin im persönlichen Gespräch die Freunde und Bekannten, von denen Sie weiß oder ahnt, dass sie bei der Aktion „Querdenken“ aktiv oder sympathisierend dabei sind (also der Gruppe, die gegen die staatlichen Coronamaßnahmen protestiert). Es geht hier nicht um die rechtsgerichteten Gruppen, die diese Bewegung für ihre Zwecke instrumentalisieren wollen. Es geht um die, die mit den Rechten nichts zu tun haben wollen, aber zu der Bewegung stehen. Warum machst Du da mit? Obwohl andere versuchen euch zu benutzen, obwohl die Begründung für die Proteste (Ablehnung der Hygienemaßnahmen, Abwehr einer vermeintlichen Dikatur) - vernünftig bedacht - oft wenig plausibel erscheint.
Eine Diskussion über die Fakten - so die Konfliktforscherin - hilft meist nicht weiter. Da steht Meinung gegen Meinung, Wahrheit gegen alternative Wirklichkeit. Was hilft ist, sich im zugewandten persönlichen Gespräch auszutauschen: Warum machst Du da mit?
Und dann, so ihre Erfahrung, kommen da zumeist die Ängste im persönlichen Leben des/r anderen zur Sprache. Verständliche Ängste, wie die um die wirtschaftliche Existenz, die vor dem Eingesperrtsein, der Einsamkeit, dem sich mit seinen Problemen allein gelassen fühlen unter den Covid 19-bedingten Einschränkungen. Tja, und dann sind sie einander auf einmal ganz nahe, die Anhänger von „Querdenken“ und die genau gegenüber, die vehement gegen jede Lockerung sind. Beide treibt verständliche Angst um. Angst aber macht das rationale Nach-denken und Abwägen schwer auf beiden Seiten. Die Angst ist nachvollziehbar, insbesondere bei Menschen, die von den getroffenen Maßnahmen oder der Bedrohung durch die Krankheit besonders betroffen sind. So gesehen sind die, die jede Lockerung angstvoll ablehnen und die, die sich aus persönlichen Ängsten bei Querdenken engagieren im Tiefsten sehr nahe. Beide treiben nachvollziehbare Ängste um.
Schwierig wird es aber immer dann, wenn Angst panische Züge bekommt. Dann hat die Vernunft kaum noch Chancen. Die aber brauchen wir derzeit besonders, um gut abzuwägen zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten. Nun kann man sich selbst gegen panische Furcht nur sehr schwer wehren. Es braucht eine Gegenkraft. Hilfreich ist es einen Anker zu haben, an dem wir uns festmachen, - halten können, wenn die Wogen der Angst uns umtreiben. Christen bekennen: Wir haben diesen Anker in Gott gefunden: Wir haben unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt, welcher ist der Heiland aller Menschen, besonders der Gläubigen- also derer, die im Vertrauen auf diesen lebendigen Gott verankert sind und so seine Kraft erfahren-. (1. Tim. 4,10)
Ich wünsche mir und Ihnen, dass dieser Glaube an den Gott, der Heil und Leben will, uns durch alles hindurch hält und trägt und uns verständig und einander verstehend handeln und reden lässt.
Ihr Pastor
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3-Minuten-Kirche am 6. September 2020
Ich bin gerade dabei meinen Computer „aufzuräumen“, die Festplatte braucht wieder Platz für Neues. Dabei bin ich auf dieses Foto gestoßen, das ich vor vielen Jahren bei einem Urlaub in Frankreich gemacht habe. Diese Hand mit der Weltkugel darauf findet sich in der Provence, irgendwo zwischen Les Beaux und Saint-Rémy-de-Provence. Ich weiß nicht mehr, ob das Ganze einen Namen hat oder auch bekannt ist. Diese Skulptur hat mich damals schon angesprochen und das ist auch jetzt wieder so. Beim Blick auf das Foto kam mir zuerst das Lied: „Er hält die ganze Welt in seiner Hand“ in den Sinn. Für mich ist das ein schönes Bild: Gott hält die Welt, die er geschaffen hat, mit allem, was darauf ist, in der Hand. Er begleitet uns alle auf unserem Lebensweg. Ein schönes und Mut machendes Bild: Die Welt in der sicheren Hand Gottes. Das Lied singen wir im KU 4 normalerweise im Zusammenhang mit der Schöpfungsgeschichte. In der Schöpfungsgeschichte bekommen wir Menschen einen Auftrag von Gott, den Auftrag eben diese Schöpfung zu bewahren. Damit verändert sich das Bild auch für einen Moment: die Welt in der Hand des Menschen. Wenn ich dieses Bild vor Augen habe macht mir das nicht mehr Mut, sondern eher Angst. Dann mache ich mir bewusst, was wir Menschen vor allem im letzten Jahrhundert mit der Welt gemacht haben. Die Folgen davon werden mit jedem Jahr spürbarer. Der Klimawandel ist eine Folge unseres Handelns. Wir haben eine Verantwortung, die wir nicht immer so ausfüllen, wie wir das sollten. Da nehme ich mich gar nicht aus. Manche Entscheidung ist auch schwierig. Und Corona macht es nicht leichter. Im Frühjahr konnte die Schöpfung aufatmen. Weniger Verkehr, weniger Flugzeuge und keine Kreuzfahrtschiffe mehr. Und jetzt? Mehr Autoverkehr, weil die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel Risiken bergen. Wie geht das mit dem Lüften, wenn es kühler wird und wieder geheizt werden muss? Die Liste der Beispiele kann beliebig erweitert werden. Wie kann das alles funktionieren und weitergehen? Ich weiß es nicht.
Ich kann nur darauf vertrauen, dass Gott die Welt in seiner Hand hält, dass er einen Plan hat und es gut mit dieser Welt meint und wir alle im Vertrauen darauf das tun, was wir können, um diese Welt auch für unsere Kinder und Enkelkinder zu bewahren.
Es grüßt Sie herzlich Ihre Pastorin
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