



3-Minuten-Kirche am 4. April 2021
Ostern - Die Erzählung über die Auferstehung Jesu.
Die Osterbotschaft lautet: Der leibliche Tod ist nicht nur ein Ende sondern zugleich auch der Beginn von einem neuen Leben. Die Botschaft der Ostergeschichte lautet: Auf den Tod folgt neues Leben.
Und für mich gilt das nicht nur in Bezug auf den leiblichen Tod. Die Osterverheißung „Auf den Tod folgt neues Leben“ lässt mich zuversichtlich sein, dass sich ganz grundsätzlich das Leben, das Gute und die Liebe durchsetzen werden.
Denn das Leben hat seinen Ursprung in Gottes Liebe. Die gesamte Schöpfung, alles was ist, ist ein Ausdruck der Liebe Gottes. Ich sehe in der Liebe Gottes die Kraft, die hinter allem steckt, und die in allem wirkt, was ist.
Deshalb glaube ich, dass es in der Schöpfung angelegt ist, dass sich immer wieder das Leben, das Gute und die Liebe durchsetzen werden. Doch das schließt nicht aus, dass es vieles auf der Welt gibt, was dem Leben entgegen steht, weil es schlimm und grausam ist. Davon handelt ja Karfreitag - Karfreitag führt uns die Schattenseiten des Lebens vor Augen.
Aber Karfreitag ist eben nicht das Ende, Karfreitag ist nur eine Zwischenstation. Auf den Tod an Karfreitag folgt neues Leben an Ostern: Für Jesus, aber auch für seine Freunde, die so sehr trauerten. Auch für sie beginnt mit Ostern ein neues Leben. Sie sammeln sich, finden zurück ins Leben und machen weiter.
Karfreitag und Ostern widersprechen sich nicht, sie gehören zusammen denn sie ergänzen sich. Während Karfreitag uns zu einem realistischen und nüchternen Blick auf das Leben zwingt gibt Ostern uns einen hoffnungsvollen Blick, der über unser kleines persönliches Leben hinaus geht. Und dieser Blick, den Ostern uns schenkt, lässt uns zuversichtlich sein: „Auf den Tod folgt neues Leben“ - Am Ende steht das Leben, das Gute und die Liebe. Das ist das Osterversprechen, das über das Leben gesprochen ist.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und euch frohe Ostern!
Ihr/ euer Pastor:
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3-Minuten-Kirche am 7. April 2021
„Schade, dass Ostern schon wieder vorbei ist“, sagte meine Tochter gestern morgen. Ja, die Osterfeiertage sind wieder schnell vorbei gegangen. Wieder so anders als gewohnt, aber nicht weniger fröhlich, nicht weniger hoffnungsvoll. Und auch wenn die Osterfeiertage wieder vorbei sind, ist die Osterzeit im Kirchenjahr noch lange nicht vorbei, die fängt jetzt erst richtig an. 40 Tage sind es bis Himmelfahrt und die biblischen Geschichten erzählen davon, dass Jesus den Frauen und auch seinen Jüngern nicht nur am Tag der Auferstehung erschienen ist, sondern dass sie ihm noch oft begegnet sind, in ganz unterschiedlichen Situationen. Und immer wieder spüren sie: Ja, er ist noch da, aber anders als vorher. Wir können uns darauf verlassen, dass er weiter bei uns ist und uns begleitet, auch wenn er wirklich nicht mehr sichtbar unter uns ist. Wir können spüren, dass er da ist. Die Osterbotschaft bleibt auch über die Ostertage hinaus wichtig und zentral: Gott lässt uns nicht allein, egal, was passiert. Nach Karfreitag kennt er Leid und Schmerz und ist bei uns, wenn wir Leid und Schmerz erfahren, wenn wir Sorgen haben, die uns das Leben schwer machen. Mit Ostern ist das alles nicht weg, aber es wird leichter. Ostern zeigt, dass Leid und Schmerz einmal ein Ende haben und dass das Leben über den Tod siegt. So können neben den Steinen, die auf mir und meiner Seele lasten, Blumen blühen und Neues entstehen lassen.
Gott ist nicht dafür zuständig, dass es mir in meinem Leben immer gut geht. Aber ich weiß, dass er mich durch alle Höhen und Tiefen des Lebens begleitet, auch wenn ich das manchmal erst im Rückblick erkenne. Ostern zeigt neue Wege, lässt Neues in mir aufblühen und mich spüren: ich bin nicht allein auf meinem Weg. Das macht mich fröhlich und gibt mir immer wieder Hoffnung.
Eine fröhliche Osterzeit wünscht Pastorin
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3-Minuten-Kirche am 31. März 2021
Gründonnerstag - das letzte gemeinsame Essen von Jesus mit seinen Jüngern.
Die Darstellung von diesem Ereignis aus der Hand von Leonardo da Vinci ist wohl das berühmteste Bild der christlichen Kunstgeschichte.
Im Jahr 2021 scheint es fremdartig, wie Jesus mit den Anderen am Tisch zusammen kommt; wie sie dicht an dicht sitzen, keine Masken auf haben und sich auch noch das Essen reichen! Gut vorstellbar, dass sie sich am Ende zum Abschied auch noch die Hand gereicht oder gar umarmt haben.
Corona ist schuld, dass wir dieses Jahr an Gründonnerstag nicht so zusammen kommen können. Doch auch damals war die Stimmung nicht ungetrübt - auch damals gab es einen Störenfried, der die Gemeinschaft aufzulösen drohte.
Judas, der Jesus verraten hatte. Er war der Fremdkörper in dieser Runde. Für den eigenen Vorteil nahm er den Tod Jesu billigend in Kauf. Jesus wusste um den Verrat. Wie ein gut geschultes Immunsystem konnte er Feind und Freund unterscheiden. Doch wie reagiert Jesus? Eben nicht wie ein Immunsystem! Er reagiert nicht mit Abwehr oder Bekämpfung. Jesus lässt den Menschen, der letztlich sein Leben auf dem Gewissen hat, an seiner Seite sitzen. Die Kränkung, die das Verhalten von Judas eigentlich bedeutet, wirkt sich nicht auf Jesus aus. Er lässt Judas ein Teil der Gemeinschaft sein. Er nimmt ihn weiterhin an.
Für mich war das schon immer eine der ganz zentralen Stellen der Jesus-Erzählungen; dass Jesus „ja“ sagt zu dem, dessen Verrat ihm sein Leben kosten wird. „Ja“ zu sagen, zu dem, der einem feindlich eingestellt ist, ist die höchste Form von Liebe. Und das gilt nicht nur gegenüber Menschen, sondern auch gegenüber den Umständen, die uns das Leben schwer machen. Dieses Jahr ist das natürlich das Corona-Virus. Wobei es selbstverständlich wünschenswert ist, dass unser Immunsystem bei einer Infektion auf das Virus mit einer Abwehr reagiert.
Aber was die ganzen Einschränkungen und Erschwernisse angeht, die mit dem Virus verbunden sind, sollten wir doch versuchen, es wie Jesus handzuhaben - und ja zu sagen. Nicht weil wir es gut finden, dass es so ist sondern weil wir es als Teil unseres Lebens annehmen wollen.
Abwehr und Ablehnung des Unliebsamen ist eine verständliche Reaktion - sie ist gerade zu menschlich. Aber Abwehr und Ablehnung bringen keinen Frieden. Das friedliche Beisammensein der Jünger Jesu am Tisch ist ein Sinnbild für diese Einsicht: Ablehnung, Verwerfung oder gar Bekämpfung stiften keinen Frieden.
Frieden kommt aus einem Ja. Dem Ja zum Leben.
Ihr/ euer Pastor
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